Projekte

Bericht über die Erfahrungen mit dem Projekt
sorriso de crianca (Lächeln des Kindes)

Das Projekt sorriso de crianca begann im Jahr 2005 und war die Frucht eines Wunsches der Gemeinschaft Bom Jesus do Barro Vermelho, durch die Erziehung von Familien zur sozialen Veränderung des Viertels beizutragen. Der Wunsch bestand, die Mittel fehlten jedoch.
Wir hatten weder den Raum, noch das Geld, noch das Personal, um diese ehrenamtliche Arbeit zu entwickeln.

Der soziale Kontext des Viertels war sehr herausfordernd : Familien mit finanziellen Problemen ohne angemessene Unterkünfte, Familien, die sich mit anderen eine Wohnung teilen mussten, Arbeitslosigkeit , Perspektivlosigkeit, Gewalt, Konsum von Drogen verschiedener Art, Interesselosigkeit der öffentlichen Hand an dieser Bevölkerungsschicht. Die Zahl der Schulabbrecher und der Schüler , die Klassen wiederholen mussten, war hoch. Viele Erwachsene waren nicht in der Lage, ihren Kindern bei den Schulaufgaben zu helfen und konnten sie auch nicht zur Fortführung einer schulischen Ausbildung motivieren. Außerdem erforderte es die finanzielle Situation, dass die Kinder möglichst früh zur Deckung der Lebenserhaltungskosten beitrugen. So begannen viele Mädchen schon in früher Jugend als Hausgehilfinnen, Küchenhilfen oder Kindermädchen zu arbeiten, andere wurden früh schwanger. Die Buben beförderten Waren in Leiterwägen, verrichteten Hilfsdienste in verschiedenen Werkstätten - und eine sehr große Anzahl der Burschen wurde vom Drogenhandel angezogen, wo das Leben oft schon endete, bevor es begonnen hatte.

Dies alles machte aus unserem Viertel Barro Vermelho eine Gegend mit schlechtem Ruf, die als sehr gewaltbereit eingestuft wurde. So wurden die Chancen unserer Jugendlichen, am normalen Arbeitsmarkt Fuss zu fassen, immer geringer und die Ausgrenzung nahm zu.

Konfrontiert mit dieser Realität begannen wir damit, schulische Unterstützung anzubieten und wir taten dies in einer sehr ungesunden Räumlichkeit. Es gab weder Fenster,noch eine Toilette - nur zwei Türen,eine vorne und eine hinten. Entsprechend ihrer Möglichkeiten unterstützten uns einige Familien finanziell, der Großteil konnte jedoch nichts beitragen, aber wir wollten auch diesen Kindern schulische Unterstützung anbieten. Eine Jause konnten wir nicht bereitstellen. Wir stellten fest, dass viele Kinder Schwierigkeiten beim Lernen hatten, weil sie ohne Nahrung in die Schule und auch in unsere Nachhilfe kamen. Hunger ist ein Faktor, der sowohl die körperliche als auch die geistige Entwicklung von Kindern und Jugendlichen stark beeinträchtigt.

Mit Hilfe unserer Freunde Dr.Walter und Dra.Brigitte und Hans Linsmaier konnten wir die Verbindung zur Gesellschaft von Wels herstellen, die von unserer Situation berührt war und beschloss, uns in nennenswertem Ausmaß zu helfen. Mit der erhaltenen Unterstützung konnten wir den Raum mit Fenstern versehen, um die Durchlüftung zu gewährleisten, eine Männer- und eine Frauentoilette und eine geräumige Küche errichten. Weiters konnten wir je einen Mindestgehalt für die 3 Personen sicherstellen, die durchgehend für das Projekt arbeiten.Es ist uns auch gelungen, allen teilnehmenden Schülern eine Jause von hoher Qualität anzubieten. Für viele von ihnen ist das die erste Mahlzeit des Tages. Wir sind sehr um Qualität bemüht, da wir auch nie wissen, ob sie daheim noch einmal etwas zu essen bekommen.,

Mit dieser neuen Struktur ist es uns auch gelungen, die Familien zu erreichen. Viele Aktivitäten wenden sich an die Mütter - z.B. Kochkurse und Weiterbildung im Bereich der bürgerlichen Rechte. Im Rahmen dieser Kurse nehmen wir auch immer gemeinsam eine Jause zu uns. Die Jause hilft uns dabei, die Zeit, die wir mit den Kindern verbringen, zu verbessern, sie nehmen besser am Unterricht teil, wir informieren sie aber auch über bürgerliche Rechte und Pflichten, über die Bedeutung der Familie, über die Aneignung neuer Verhaltensweisen, die die vorzeitige Vernichtung von Spielzeug, Möbeln und Haushaltsgeräten vermeiden

Im Laufe der Zeit begannen die Familien immer mehr, im Projekt und den dafür verantwortlichen Mitarbeitern einen Ort der Hilfe zu sehen, sie fühlten sich dort angenommen und suchten dort in den verschiedensten Situationen ihres Lebens Orientierung. Die Nachfrage nach einem freien Platz wurde immer größer. Wir können leider nicht alle annehmen. Diejenigen jedoch, die an unserem Projekt telnehmen, zeigen eine lebhafte Mitarbeit beim Unterricht und haben dann bessere Chancen am Arbeitsmarkt.

Ich möchte einige Beispiele anführen: Aguimario aus der ersten Gruppe( 2005) arbeitete bei der UNEB (Universität des Staates Bahia) als Stipendiat und bestand die Aufnahmsprüfung zum Studium der Rechte. er arbeitet jetzt für eine Fabrik. Celi ( 2005) absolvierte das Studium für Unternehmensadministration und ist heute Professorin für Informatik an einer Schule im Zentrum der Stadt. Wilton ( 2005) studierte ebenfalls Unternehmensadministration und arbeitet jetzt für einen Fahrzeugfachhandel im Stadtzentrum. Anne (2005) studierte Pflegewissenschaften an der Universität und hat einen Sohn, der jetzt das Projekt besucht. Alessandro (2005) studierte Pädagogik an der Universität undd ist jetzt Geschäftsführer der Amerikanischen Geschäfte in Itaberaba. Sidney (2007) dient beim Heer und studiert an der Militärakademie, vorher studierte er Unternehmensadministration. Maria Clara (2007) machte einen Krankenpflegekurs und arbeitet jetzt auch noch ehrenamtlich im Projekt mit. Arianne (2005) studierte Pädagogik an der UNOPAR (Universität von Nord-Parana) und absolvierte auch einen Kurs in Arbeitssicherheit. Lais (2007) erreichte die mittlere Reife und arbeitet in einer Schuhfabrik. Adielle (2oo5) wurde Krankenschwester und arbeitet jetzt in einer Fabrik. Gabriella (2007) erreichte die mittlere Reife und arbeitet in einer Fabrik, Felipe (2oo5) studiert Geschichte an der UNEB. Daniela machte einen Kurs für Ernährungslehre, Rafaela (2007) studiert Sprachwissenschaften an der UNEB,Luciano (2007) absolvierte einen Kurs für Ernährungslehre , Ines machte einen Kurs für Labor und Pharmazie, Janailza (2006) studierte Unternehmensadministration, Devison erreichte die mittlere Reife und arbeitet ehrenamtlich in unserem Projekt mit. Beatriz ( 2009) erreichte die mittlere Reife und ist ebenfalls eine ehrenamtliche Mtarbeiterin in unserem Projekt. Aleixa Kelle (2007)machte einen Krankenpflegekurs. Jonathan (2007) studierte Unternehmensadministration und arbeitet bei einem Internetprovider. Martina (2005) studierte Pädagogik an der UNEB und arbeitet jetzt als Lehrerin in Itaberaba.

Als ehrenamtliche Mitarbeiter haben wir außerdem Zolane Lopes ( Lehrerin), Marlene Ferreira (Lehrerin und Soziologin, pädagogische Koordinatorin), Manuelito Costa , der unsere Gemeinschaft immer aufmuntert und Bruder Beto,Pfarrer der Pfarre Unserer Frau vom Rosenkranz in Itaberaba.

Das sind nur einige Beispiele, wie das Projekt in nennenswerter Weise in das Leben von Kindern eingreifen konnte, die in einer sehr schwierigen Lebenssituation zu uns kamen und denen es durch die Lernfortschritte gelungen ist, sich in die Gesellschaftzu integrieren. Sie sind ein Beweis dafür, dass viele schwierige Situationen mit Hilfe von Erziehung verwandelt werden können, einer Erziehung, die diesen Jugendlichen und auch ihren Familien neue Horizonte eröffnet.

Unser Dank gilt Euch allen, die Ihr es uns ermöglicht, so vielen Familien zu helfen und das Leben so vieler Jugendlicher in gute Bahnen zu lenken. Wir wissen, dass uns das alles ohne die große Hilfe, die wir von unseren Freunden aus Österreich bekommen, nicht möglich wäre.

Im Namen aller am Projekt Beteiligten sprechen wir Euch unsere immerwährende Dankbarkeit aus.

Estelita Ferreira Costa
Koordinatorin des Projektes Sorriso de Crianca

Liebe Mitglieder des Welser Vereins !

Mit großer Freude habe ich Estelitas Bericht gelesen und für Euch übersetzt. Mein Mann und ich konnten die Anfänge des Projekts noch aus der Nähe miterleben. Wenn man bedenkt, wie viele Jahre inzwischen vergangen sind und wie vielen Heranwachsenden und deren Angehörigen während dieser Zeit geholfen werden konnte, kann man wohl von Nachhaltigkeit sprechen. Ich glaube fest daran, dass dank Eurer großzügigen Hilfe auf der einen Seite des Ozeans und des unermüdlichen Engagements Estelitas und ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf der anderen Seite noch vielen geholfen werden kann.

Viele liebe Grüße ! Dr. Brigitte Pietsch