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Eduard-Ploier-Preis und Eduard-Ploier-Journalistenpreis vergeben

Auszug aus Landeskorrespondenz

Land Oberösterreich und Diözese Linz würdigen Projekte der Entwicklungszusammenarbeit

 (LK) Sechs Preisträger/innen des Eduard-Ploier-Preises für Entwicklungszusammenarbeit sowie die Preisträgerin des Eduard-Ploier-Journalistenpreises wurden am 29. Juni 2015 im Rahmen eines Festaktes im Bildungshaus Sankt Magdalena in Linz von Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer und Diözesanbischof Dr. Ludwig Schwarz geehrt.

Der Eduard-Ploier-Preis ging an:

BRAVEAURORA - Verein zur Unterstützung von gefährdeten Kindern und zur Dorfentwicklung in Afrika, Linz, für das Projekt „YOUNG AMBASSADORS PROGRAM in Guabuliga, Ghana“Dechant KonsR Mag. Johann GMEINER, Pfarre Grieskirchen, für die Projekte „Unterstützung des Missionseinsatzes und der Entwicklungshilfe des Stiftes Kremsmünster in Brasilien, Unterstützung und Finanzierung von zahlreichen MIVA-Fahrzeugen in Afrika seit 1986 sowie Initiierung zahlreicher Entwicklungshilfeprojekte in Tansania und Nigeria“
Ehrwürdige Schwester Bertholde POLTERAUER aus Schlierbach, in Harare, Simbabwe, von den Missionsschwestern vom Kostbaren Blut für ihr Lebenswerk. Der Preis wurde von Schwester Maria Andreas Weißbacher von den Missionsschwestern vom Kostbaren Blut vom Kloster Wernberg entgegen genommen.
Nepalhilfe Aruntal – Verein zur Förderung der Region Oberes Aruntal in Ostnepal, Obmann Johann WINKLER aus Bad Leonfelden, für das Projekt „Ländliche Entwicklung und Trinkwasser Chepuwa Nepal“
Bruno PLUNGER von der Initiative Eine Welt Braunau für sein Lebenswerk. Den Preis hat Johann Außerhuber von der Initiative Eine Welt Braunau entgegen genommen.
Josef LINSMAIER – Obmann des Vereins zur Unterstützung der Kleinbauern und Landlosen in der Diözese Rui Barbosa in Brasilien, Wels, für das Projekt „Wasser für Rui Barbosa mit dem derzeitigen Schwerpunkt in Aus- und Weiterbildung Jugendlicher in der Diözese Rui Barbosa, Brasilien“.

Mit dem Eduard-Ploier-Journalistenpreis 2015 wurde Renate Stockinger aus Aigen-Schlägl, stellvertretende Ressortleiterin Land & Leute bei den OÖ. Nachrichten, ausgezeichnet. Den Preis hat Land & Leute-Ressortleiter Gerald Winterleitner entgegen genommen.

Der Eduard-Ploier-Preis für Entwicklungszusammenarbeit wird seit 1999 in Würdigung der Verdienste von Eduard Ploier alle zwei Jahre verliehen und ist ein gemeinsamer Preis des Landes Oberösterreich und der Diözese Linz. 2001 wurde neben diesem Preis erstmals der Eduard-Ploier-Journalistenpreis vergeben. Die Preisträger/innen des Jahres 2015 wurden aus 30 Einreichungen von einer Jury ermittelt.

„In einer komplexeren Welt ist es wichtiger denn je, über den regionalen Tellerrand zu blicken. Entwicklungspolitik gehört daher in die Mitte der Gesellschaft. Wir müssen im öffentlichen Bewusstsein verankern, dass die Lebensbedingungen und Perspektiven in anderen Teilen der Welt mit unserem Lebensstil zu tun haben und Entwicklungspolitik eine wichtige Zukunftsaufgabe ist. Denn Friede, Freiheit und Wohlstand sowie eine intakte Umwelt können wir nur garantieren, wenn die Chancengerechtigkeit weltweit zunimmt und wir uns unserer sozialen und ökologischen Verantwortung stellen“, betonte Landeshauptmann Josef Pühringer.

Oberösterreich bekennt sich seit dem Jahr 1965 zur Entwicklungszusammenarbeit. Durch die Unterstützung von nachhaltigen Projekten mit Oberösterreichbezug sollen die Lebensverhältnisse in ausgewählten Regionen spürbar verbessert und ein verstärktes Bewusstsein der Landesbürgerinnen und Landesbürger für Entwicklungszusammenarbeit und fairen Handel entwickelt werden.

„Mit dem Entwicklungshilfebudget des Landes erreichen wir fast 500.000 Personen weltweit. Zu den dafür eingesetzten Mitteln bekenne ich mich, mir ist aber gleichzeitig bewusst, dass sie wenig Wirkung entfalten würden, würden nicht engagierte Persönlichkeiten dafür sorgen, dass vor Ort das Beste aus ihnen gemacht wird. Sie stehen daher völlig zu Recht im Mittelpunkt dieses Abends. Sie sollen mit dem Eduard-Ploier-Preis vor den Vorhang geholt werden“, so Pühringer.

Preisbeschreibung Wasser für Rui Barbosa

Josef Linsmaier wurde 1956 in Wels als zweites von sechs Kindern geboren und ist wie seine Geschwister bescheiden aufgewachsen. Nach der Volks- und Hauptschule maturierte er am bischöflichen musisch-pädagogischen Realgymnasium – jetzt Musikgymnasium - in Linz.

Über 35 Jahre war er im Rechnungswesen eines großen Dienstleistungsunternehmens tätig und ist jetzt hauptberuflich WIFI-Trainer.

Bereits 1991 fand zwischen seinen Eltern, Margareta und Johann Linsmaier, und deren Jugendfreund aus KAJ-Zeiten Eduard Ploier ein tragweites Gespräch statt. Ein Bausparvertrag wurde fällig; da alle Kinder schon versorgt bzw. auch verheiratet waren, waren sie mit der Idee das Geld der Entwicklungszusammenarbeit zu widmen, bei Eduard Ploier in besten Händen.

Eduard Ploier kam damals gerade von einer gemeinsamen Reise mit Bischof Wagner aus Rui Barbosa zurück. Die nö. Entwicklungshelferin Friederike Huber baute dort gemeinsam mit dem ÖED die 1. Landwirtschaftsschule in Rui Barbosa auf. Rui Barbosa liegt im Halbtrockengebet des NO Brasiliens, hat ca. 400.000 Einwohner und ist so groß wie OÖ und Tirol zusammen.

Das 1. Projekt der Initiative „Wasser für Rui Barbosa“ wurde gestartet. Alle sechs Kinder und deren Familien waren mehr oder weniger eingebunden – von Anfang an vor allem auch Josef Linsmaier

1994 besuchten die Eltern von Josef Linsmaier das erste Mal Rui Barbosa und stellten fest, dass das Projekt gut läuft, das Hauptproblem in diesem Halbtrockengebiet es aber ist, halbwegs genießbares Trinkwasser zu bekommen. Zunächst wurden 13 Trinkwasserteiche ausgehoben. Schnell stellte sich heraus, dass Zisternen besser geeignet sind.

1997 war Josef Linsmaier das 1. Mal mit seinen Eltern in Rui Barbosa und konnte sich selbst ein Bild vor Ort machen. Zurückgekehrt voller Begeisterung für die Sache wurde im Herbst 1997 der Verein zur Unterstützung der Kleinbauern und Landlosen in der Diözese Rui Barbosa gegründet. In den darauffolgenden Jahren wurden vom Verein 600 Trinkwasserzisternen finanziert. Mittlerweile gibt es in Rui Barbosa 15.000 Zisternen und in ganz Bahia ca. 700.000 der vom Staat versprochenen 1 Mio Zisternen.

Im Jahr 2003 ging der Vereinsvorsitz von Johann Linsmaier auf Sohn Josef über. In diesem Jahr war auch der 2. Besuch von Josef Linsmaier in Rui Barbosa. Dabei wurden gemeinsam mit dem Bischof von Rui Barbosa, Andre de Witte, die Weichen für die weitere Entwicklungszusammenarbeit unter dem Motto

„Würde durch Hilfe zur Selbthilfe“

gestellt. Nachdem die Zisternen nunmehr vom Staat gebaut werden und auch ein weiteres großes Projekt: die „Erwachsenenalphabetisierung“ ebenfalls weitgehend durch die öffentliche Hand getragen wird ging es vor allem um

Projekte für einkommenschaffende Maßnahmen, wie z. B. Ziegenzucht, Schweinezucht u. vor allem Bienenzucht sowie

Projekte für „Aus- und Weiterbildung von Kindern und Jugendlichen“

Zurzeit werden vor allem Projekte mit Jugendlichen der Kleinbauern unterstützt.

Bewusstseinsbildung für Entwicklungshilfe als Hilfe zur Selbsthilfe lag Eduard Ploier sehr am Herzen.

Seit 2001 veranstaltet der Verein fast jährlich Benefizkonzerte. Zum Beispiel waren im Jahr 2003 in der Welser Boschhalle 2500 Besucher bei einem Konzert mit Ostbahn Kurti, wobei auch zusätzlich 500 Kinder aus 9 Welser Schulen aktiv mit auf der Bühne waren.

Bei den Konzerten sorgen nicht nur die Künstler jeweils für eine ausgezeichnete Stimmung für die zahlreichen Besucher. Vor allem kann bei derartigen Veranstaltungen die Botschaft der Entwicklungszusammenarbeit genau dort positioniert werden - wo sie eigentlich hingehört - nämlich in die Herzen der Menschen.

Vereinsmitglieder Wasser für Rui Barbosa bei Preisverleihung

Wasser für Rui Barbosa ist einer der Preisträger des Eduard Ploier Preises 2015

Alle Preisträger des Eduard Ploier Preises 2015